Band 136/137/138: Gedichte von Friedrich Rückert. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
29. Januar 2016 15:57:01 CET
"Wo es drei Heller tun,
da wende nicht vier an,
und nicht zwei Worte,
wo's mit einem ist getan."
- Strenge Worte eines äusserst produktiven Dichters! (... oder eines heutigen Personalchefs?):
Wir bleiben mit den nächsten Nummern 136/137/138 (Blick ins Buch) unserer Reihenchronik bei den Heimatdichtern, gehen nach dem Norddeutschen Reuter aber einige Breitengrade weiter südlich zu Friedrich Rückert - ein durch und durch fränkisches Gewächs. Sein Tod jährt sich am 31. Januar zum 150. Mal. Unser Autor Direktor Dr. phil Georg Funk hat in dem heute vorzustellenden Band an die 200 Gedichte erläutert - er hat also auch nicht eben an Worten gespart.
Aber erst ein wenig Biographie: Rückert war ein deutscher Dichter, Sprachgelehrter und Übersetzer sowie einer der Begründer der deutschen Orientalistik. Er beherrschte neben der Muttersprache mindestens 44 weitere Sprachen, mit denen er sich übersetzend, lehrend oder sprachwissenschaftlich beschäftigte. Seine Naturverbundenheit drückt sich stark in seinem Lebensstil aus und lässt sich, neben biographischen Einflüssen, auch auf sein Werk bezogen nicht vernachlässigen.
Rückert vertrat daneben klare politische Standpunkte, mit denen er nicht hintern dem Berg hielt - populär wurde Rückert zunächst mit seinen Geharnischten Sonetten, die er allerdings unter dem Pseudonym Freimund Raimar gegen die napoleonische Besatzung schrieb. Diese Sonette in vier Abteilungen wurden 1814 ohne Angabe von Verlag und Druckort veröffentlicht.
In Stuttgart übernahm er die Redaktion des poetischen Teils des Cotta’schen Morgenblatts für gebildete Stände, ließ er den Kranz der Zeit (1817) und Napoleon, eine politische Komödie in zwei Stücken (1816–1818) erscheinen. Er trug sich mit dem Plan einer Reihe von Hohenstaufenepopöen, den er später jedoch fallenließ.
Während seiner Reisen nach Italien pflegte er regen Kontakt mit deutschen Künstlern, die sich in Rom aufhielten. Seitdem war Rückert mit dem Zeichner und Kupferstecher Carl Barth befreundet - die Redensart „Mein lieber Freund und Kupferstecher“ ist ein Rückert-Zitat. Später in Wien lernte er bei Joseph von Hammer-Purgstall Persisch.
Zurück in seiner Elternstadt Ebern beschäftigte er sich unter anderem mit Teilübersetzungen des Koran, der Übersetzung der Hamasa des Abu Tamman sowie der Herausgabe seines ersten großen Gedichtbandes Oestliche Rosen. Die mit Bezug auf den großen persischen Dichter Hafis entstandenen Gedichte erschienen 1822 als Antwort Rückerts auf Goethes West-östlichen Divan.
Mit seiner Frau Luise, die er im Jahre 1821 heiratete, hatte Rückert 10 Kinder in Neuses bei Coburg. Erschütternd sind seine Kindertodtenlieder, in denen er den frühen Tod (Winter 1833/1834) seiner beiden Lieblingskinder beklagt.
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen berief ihn 1841 nach Berlin und verlieh ihm am 31. Mai 1842 den preußischen Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste. Dort wohnte er bis 1848 mit häufigen Unterbrechungen, da er sich dort wenig heimisch fühlte. Ein Franke halt. Der König entließ ihn und gewährte ihm für den Rest seines Lebens die Hälfte seines bisherigen Gehaltes. Ab 1848 wählte er seinen Ruhesitz in Neuses bei Coburg, wo er ein Gut besaß. Dort schuf er sich ein idyllisches Refugium auf dem nahegelegenen Goldberg.
Seit 1846 entstand in den beiden Altersjahrzehnten das von ihm so genannte Liedertagebuch, mehrere 1000 Gedichte mit zumeist autobiographischem Hintergrund. Von diesen Gedichten veröffentlichte Rückert selbst kaum etwas.
Friedrich Rückerts Grab befindet sich neben der Dorfkirche von Neuses.
Bearbeitungen von Friedrich Rückert in unserem Programm:
Seine Ballade „Barbarossa“ wurde in unserem Sammelband „ Beliebte Balladen“ behandelt. Diesen Ausschnitt gibt es auch digital als PDF-Datei: