Band 133: Medea von Euripides. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
22. Januar 2016 16:57:11 CET
Reihenchronik, Folge 133: Euripides „Medea“ (Blick ins Buch). Zu Leipziger Zeit ein beliebter Titel in unserer Reihe, konnte sich aber nicht langfristig im Schulkanon halten. In neuerer Bearbeitung von Christa Wolf ist das Thema immer noch in den Schulen aktuell und bei uns natürlich in der Reihe erhältlich.
Euripides zählt neben Aischylos und Sophokles zu den drei großen Tragödiendichtern der griechischen Antike. Über sein Leben sind nur wenige Details bekannt. Dafür umso mehr über sein Werk Medea: hier siegt die Leidenschaft über Vernunft. Als Euripides 431 v. Chr. seine Tragödie Medea schuf, bediente er sich eines Stoffs aus dem griechischen Mythos.
Nachdem Medea ihrem Geliebten Iason, dem sie bei der Jagd nach dem Goldenen Vlies mit ihren Zauberkräften zur Seite stand, nachgefolgt ist, begeht Iason Ehebruch. Die gekränkte Ehefrau rast vor Wut und überlegt, wie sie sich an Iason rächen kann. Mit kühlem Kopf plant sie den Mord an seiner jungen Braut und an deren Vater König Kreon und schreckt selbst vor der Tötung ihrer eigenen Söhne nicht zurück. Euripides zeichnet in seinem Stück, das vom Athener Publikum alles andere als begeistert aufgenommen wurde, das Psychogramm einer verletzten Frau, die dem klassischen weiblichen Rollenbild widerspricht.
Statt ihr Leid passiv zu erdulden, rächt Medea sich auf grausame Weise und nimmt sogar eigenen Schmerz in Kauf. Sie erkennt das Unglück, das ihre Tat auslöst, doch ihre Leidenschaft ist stärker als jede rationale Überlegung.
Die psychologische Vielschichtigkeit der Hauptfigur, ihre Intelligenz und Leidenschaft erklären, warum Medea seit jeher das Theaterpublikum fasziniert und viele Künstler zu eigenen Werken inspiriert hat.
Das verzeichnet auch unser Autor Professor Hoffmann und er vermerkt noch einen ungewöhnlichen Aspekt: "Aber für unser Denken und Empfinden fehlt der "Medea" des Euripides eins: Medea leidet, aber sie büßt nicht, wir empfinden besonders am Schluß lebhaft den Mangel einer unser Herz befiedigenden Weltanschauung, wie sie uns im Christentum dargeboten wird."