Band 98: König Ottokars Glück und Ende von Franz Grillparzer. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
13. Juli 2015 14:11:06 CEST
Ein Werk, das sich dunnemals vor allem bei unseren Nachbarn aus dem Habsburgischen Reich großer Beliebtheit erfreute, und half, dort die Königs Erläuterungen bekannter zu machen - Blick ins Buch.
Der Band wurde nach dem 2. Weltkrieg sogar noch einmal aufgelegt und bis in die 60er Jahre vertrieben, bis Grillparzer dann so allmählich keine Bedeutung mehr in den Klassenzimmern hatte.
„Es ist ein gutes Land“. Diese Stelle aus dem dritten Akt mussten österreichische Schüler jahrzehntelang auswendig lernen. Weiters kommt die Rede auf die Unterschiede zwischen österreichischer und deutscher Mentalität zu sprechen : »’s ist möglich, dass in Sachsen und beim Rhein es Leute gibt, die mehr in Büchern lasen; Allein, was Noth thut und was Gott gefällt, der klare Blick, der offne, richt’ge Sinn, da tritt der Österreicher hin vor Jeden, denkt sich sein Theil, und lässt die Andern reden!« Heute gehen wir einmal nicht auf den bloßen Inhalt ein - herausstechend finden wir einen anderen Aspekt, den unser Autor aufgegriffen hat:
Er geht in seinen Ausführungen wie immer auf die Entstehungsgeschichte und politische Hintergründe ein - alles, was eine gute Erläuterung eben braucht; er versäumt es aber dennoch nicht, eine Interpretation der dichterischen Befindlichkeiten zu verfassen, die einen ganz speziellen Eindruck zulassen. So vergleicht er Grillparzers Schreibphasen und psychologischen Zustand mit den Schaffensphasen der Weimarer Dichter: "Die Dichtung der beiden Großen von Weimar spiegelt ihre Kämpfe, aber schließlich auch ihren Sieg. Beide haben zuletzt die heiße Leidenschaft in ihren Herzen zu ersticken und übermäßige Ansprüche ihrer sinnlichen Natur durch die Kultur ihren Geistes zu überwinden vermocht, sie haben, jeder auf seinem Wege, das errungen, was ihrer Zeit und ihnen selbst im Einklange mit dem von ihnen so hochberehrten klassischen Altertum als höchstes Ziel vorschwebte: die Harmonie der Seele.
Nicht so Franz Grillparzer. Auch in seiner Seele wirkten die gleichen Elemente gegen einander, (...) aber das Mischungsverhältnis war so ein unglückliches, daß nur in besonders günstigen Augenblicken eine zeitweilige Harmonie eintreten konnte, Augenblicken, denen wir dann die Abrundung seiner Kunstwerke verdanken."