Band 136/137 (II. Variante): Der Revisor & Der Mantel von Nikolai Gogol. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
5. Februar 2016 13:30:39 CET
"Der Beruf des Abschreibens füllt sein ganzes Leben aus. Er ist davon so begeistert, dass er sogar Lieblingsbuchstaben hat." Der Held aus Gogols der "Mantel".
Mit dem Band 136/137 (Blick ins Buch) in den 70er Jahren wagte der Verlag eine Erläuterung zu Nikolai Gogol und zwei seiner Werke: Der Revisor & Der Mantel. Und landete einen Treffer - allerdings nur für eine kurze Zeit - russische Autoren haben es bis heute im Schulkanon schwer, das sind wohl noch Vorbehalte zum ehemaligen Klassenfeind. Schade oder? Gogol hätte es verdient - äußerst unterhaltsam.
Die Stilkunst Gogols verfolgt ein Ziel: Unwahrscheinliches und Unglaubwürdiges darzustellen. In den Werken Gogols finden sich manche Lügner, die ein wenig wie Clowns anmuten - Schmunzeln ist garantiert. Speziell beim "Revisor" hat man Gogol auf zahlreiche Fehler und falsche Bezeichnungen aufmerksam gemacht, "Auch Schmiergeld nimmt man nicht so", daraus schöpfte Gogol seine Kunst: zu übertreiben, ungeschminkt darstellen, Schlüsse ziehen an den Kern kommen.
Unser Autor bezeichnet Gogol als einen Romantiker und Menschendarsteller und als einen der genialsten Karikaturenzeichner der Weltliteratur - und das ist auch für uns das Hervorstechenste.
Im "Mantel" wird die tragische und zugleich komische Geschichte von Akakij Akakijewitsch und dem Aufstieg einer unbedeutenden zu einer bedeutenden Person erzählt. Akakij Akakijewitsch, dessen Leben bereits mit einer bezeichnenden Namensgebung und Taufe beginnt, führt ein tristes, einsames Leben in Sankt Petersburg. Er ist mit Leib und Seele Beamter, genauer gesagt: Kopist. Der Beruf des Abschreibens füllt sein ganzes Leben aus. Er ist davon so begeistert, dass er sogar Lieblingsbuchstaben hat. Zeitweise arbeitet er zwar abends zu Hause weiter, aber am gesellschaftlichen Leben nimmt er nicht teil. Von seinem Arbeitskollegen wird er nur verspottet, was er jedoch ignoriert bzw. gar nicht wahrnimmt. Sein Leben ändert sich erst, als er beschließt, sich einen neuen Mantel zu leisten. Nach langem Sparen (und Hungern) hält Akakij Akakijewitsch endlich seinen neuen Mantel in den Händen. Der Mantel verwandelt Akakij Akakijewitsch sowohl äußerlich als auch innerlich.
Na? Jetzt haben wir doch alle Lust, mal wieder Gogol zu lesen, oder?