Band 110/111 Soll und Haben von Gustav Freytag. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
20. Oktober 2015 15:30:49 CEST
Unsere nächste Königs Erläuterung, die Nummer 110/111, behandelt einen der meistgelesenen deutschen Romane des 19. Jahrhunderts: Soll und Haben von Gustav Freytag. Hier gibt es einige Musterseiten aus der ersten Ausgabe: Blick ins Buch: Band 110/111.
Unsere Erläuterung darüber war bis in die Mitte des 20. Jahrhundert sehr beliebt und konnte es auf einige Auflagen bringen. Danach nahm das Interesse doch deutlich ab und so es kam zu keiner Neubearbeitung mehr. In den letzten Jahren tauchte der Titel zwar immer wieder einmal zu Abiturprüfungen auf, jedoch nur in Auszügen. Das ist zu wenig für eine weitere Neubearbeitung, aber abwarten - eventuell kommt das Werk eines Tages wieder in den Schulkanon zurück.
Der Roman ist ein Musterbeispiel seiner Zeit, den bürgerlich-programmatischen Realismus. Die Tendenz ist eindeutig: nur der Fleiß und die Tugend des Bürgertums vermögen Fortschritt, Zivilisation und Kultur zu schaffen, während die Habgier des Judentums sich gegen die Interessen der Gemeinschaft richtet und der im Standesdünkel und selbstvergessenen Vergnügen gefangene Adel zu keiner gesellschaftlich-sozialen Leistung mehr fähig ist.
Interessant sind Freytags stilistische Einordnung: "(Der Roman) ist als Kunstform erst möglich, wenn die Dichtung und das Nationalleben durch zahllose geschichtliche Erlebnisse und durch die Geistes- und Kulturarbeit vieler Jahrhunderte mächtig entwickelt sind."
Dennoch bietet der Roman eine interessante Lektüre und zeichnet in seiner biedermeierlichen Monumentalität ein beeindruckendes Bild von den sozialen Verhältnissen der Zeit, als zeithistorische Quelle und literarische Umsetzung nationalliberaler Weltanschauung hat er bis heute nichts an Wert eingebüßt.