Band 17 (II. Variante): Peter Camenzind / Unterm Rad / Knulp von Hermann Hesse. Reihenvorstellung der Königs Erläuterungen
8. Juli 2014 11:28:00 CEST
Heute: Neuigkeiten aus unserem Verlag ... genau genommen: was doch alles so in über 115 Jahren Verlagsgeschichte passieren kann...? Denn unsere Band-Nummer 17 hat durchaus ein bewegtes Vorleben.
Im Nachkriegsdeutschland durch das patriotische Raster gefallen - siehe Zriny-Artikel - entschied sich die Verlagsleitung als Ersatztitel zuerst für einen Hermann-Hesse-Sammelband: Peter Camenzind / Unterm Rad / Knulp (Blick ins Buch). Die letzte Auflage erschien 1999 und ist daher nach wie vor digital erhältlich.
Bei unserem Reihenrelaunch von 2002 wurden die beiden weniger populären Titel gestrichen, übrig blieb bekanntermaßen `Unterm Rad´. Hesses Werk ist bis heute noch sehr beliebt und natürlich aktuell in unserem Bestand.
Das Thema seines Schulromans `Unterm Rad´ formuliert Hermann Hesse ironisch, fast sarkastisch in einem Brief an Karl Lichtenhahn aus dem Jahre 1904:
„Non vitae, sed scholae [discimus], ist eben doch der erste Grundsatz des heutigen Staatsschulsystems, wie ich in meinem nächsten Roman erweisen werde.“
Und der Beweis ist eindeutig: Am Beispiel des jungen Hans Giebenrath demonstriert Hesse auf schockierende Art und Weise, wie ein begabter, aber sensibler Jüngling „unter die Räder“ des mächtigen Erziehungsapparates der wilhelminischen Ära gerät. Aufgrund persönlicher Erfahrungen formuliert der Dichter eine scharfe Anklage gegen das gesellschaftliche System in der Zeit um die Jahrhundertwende und einen Appell an die Individualität der Persönlichkeit.
Stefan Zweig sagte über Knulp: „(...) der Knulp, dieser einsame Spätling einer romantischen Welt, scheint mir ein unvergängliches Stück Kleindeutschland, ein Spitzwegbild und gleichzeitig voll reiner Musik wie ein Volkslied.“ Es ist eine Erzählung über einen Lebenskünstler, liebenswerten Taugenichts, über den Hesse in drei Stationen erzählt.
`Peter Camenzind´ ist der erste Roman (1904) von Hermann Hesse. Hesse ist hier Ich-Erzähler und Hauptfigur in einem. Zahlreiche Parallelen mit Hesses Leben sind leicht zu erkennen: Der Kern der Geschichte handelt von dem innerlichen Wandel des Peter C., der neben seiner vom Vater vorgegebenen Berufs- und Lebenswahl seine Liebe zu geistiger Tätigkeit und Bildung entdeckt. Doch am Ende muss er erkennen, dass er immer der „Bauernjunge“ aus Nimikon geblieben ist. Er weiß aber nicht, ob er ein Dichter ist oder je einer werden wird. Umso mehr erinnert er sich der vielen Menschen, die er auf seinen Reisen kennen und lieben lernte, und er weiß, dass alle Dichtung diese Erfahrungen und Erinnerungen nicht aufwiegen könnte. Er fordert damit jene auf, die sich selbst verwirklichen wollen, nie zu vergessen, wo die Heimat ist, im Herzen und im Geiste.
Der Sammelband ist noch als E-Book bei uns erhältlich, die Einzelbearbeitung "Unterm Rad" in Buch sowie in digitaler Form: